Theater, 2008
Euripides. In einer Neuübersetzung von Markos Panteleimon Carelos und Simon Helbling
Aus dem Text
Chor: Ich möchte weit weg ein Versteck haben wohin mich ein Gott als Vogel mit vielen Federn, zu den schnell davonfliegenden Schwärmen bringt. / Ich will mich über die Wellen der Adria erheben, bis hin zu den Fluten des Eridanos, wo traurige Frauen um Phäeton bersteinschimmernde Tränen in purpurne Salzflut weinen. / Ich will zur Küste der Hesperiden fliegen, wo an dem Strand der Sänger jener Apfelbaum steht. Dort lässt der Herr des Meeres die Seeleute nicht weiter übers Purpur segeln. / Die Grenze des Himmels ist nah, und Atlas trägt ihn. Nahe dem Lager von Zeus in seinem Schloss entspringen die Quellen der Unsterblichen.
Theseus‘ Sohn Hippolytos wird von der Liebesgöttin Aphrodite verflucht, weil er ganz einfach nichts für sie übrig hat. Anstatt die Leidenschaft zu verehren, verehrt er die Jagdgöttin Artemis, die für Klarheit, Reinheit, Jungfräulichkeit steht. So rächt sich die gekränkte Aphrodite, indem sie Hippolytos in eine Liebesgeschichte mit seiner Stiefmutter Phädra, was seinen Vater dazu bringt, ihn zu verbannen und zu töten.
Sich diesem ebenso tragischen wie traurigen Stoff zu nähern, war ein sehr intensives Erlebnis für alle Beteiligten. Ein Mammutprojekt. Eine griechische Tragödie. Darin in einer überwältigenden Präzision eine Vielfalt an menschlichen Abgründen abgebildet. Die Götter darin, wohin sie auch immer gelesen werden wollen, haben diese Abgründe erst recht klar gemacht. Eine verträumte Welt aus Musik und Tanz und Göttinnen entsand, die eine mächtige Fläche bot, um darauf die Figuren unaufhaltsam in ihr Leid zu treiben. Aber nicht nur der Umgang mit griechischen Mythen war eine Herausforderung, denn wir haben uns auch noch die ambitionierte Aufgabe gestellt, den Text ungekürzt aufzführen.
Regie: Simon Helbling
Spiel: Juri Elmer, Yannick Schmuki, Katja Göhler, Stephanie Speiser, Anna Lena Doll, Miriam Jenni, Magali Cunz, Stéphanie Maurer, Matthias Breitenbach
Choreographie: Zenta Haerter
Autor: Euripides
Übersetzung: Markos P. Carelos und Simon Helbling
Musik: Stéphanie Maurer
Bühne: Lorenz Sigirt und Natalie Brunner
Kostüm: Gina Domeniconi und Zenta Haerter
Dramaturgie: Irène Kummer und Helga Macek
Regieassistenz: Michèle Kalt
Kulturmarkt, Zurich